Was sind eigentlich Neobanken und sind sie besser als die Hausbank?

Bis zu den heutigen Neobanken war es ein weiter weg. Zwar haben sich schon Ende der neunziger Jahre die ersten Onlinebanken etabliert, aber es hat dann bis zur nächsten Generation des Onlinebankings gut 15 Jahre gedauert. Viele der Internetbanken der ersten Generation sind auch heute nach am Markt: Ing-Diba (ehemals Allgemeine Deutsche Direktbank), DKB, comdirect (wird jetzt mit der Commerzbank verschmolzen), Consors etc. Aber an der Bankenlandschaft hatten diese Newcomer zunächst wenig geändert.

Beim Geld sind die Deutschen konservativ – Neue Banken haben es schwer.

Zunächst haben die Onlinebanken an der Dominanz von Banken und Sparkassen nicht viel geändert. Seit der Einführung des Smartphones ändert sich das. Es war die Fidor Bank aus München, die 2012 als erste Neobank auf den Markt kam. Ganz an den Bedürfnissen der Kunden ausgerichtet, mit dem Ziel, Banking einfacher zu machen.

Inzwischen gibt es zahlreiche weitere Neobanken:

Und praktisch alle paar Wochen kommt eine neue Neobank hinzu. Zweifellos werden sich nicht alle dieser Neobanken am Ende auch am Markt behaupten. Für die traditionellen Banken wird es dennoch deutlich enger werden.

Wie arbeiten Neobanken und wie unterscheiden Sie sich von traditionellen Banken?

Die meisten Anbieter bieten nur eine begrenzte Auswahl an Dienstleistungen und spezialisieren sich auf einen bestimmten Sektor der Bankdienstleistungen. In den meisten Fällen ist dies der klassische Zahlungsverkehr mit Überweisung und Lastschrift sowie das Bezahlen per Kreditkarte und Girokarte. Manche Neobanken bieten inzwischen zusätzliche Dienstleistungen, wie den Erwerb von Aktien und ETFs oder einen Überziehungskredit, typisch ist aber zunächst der Focus auf wenige Dienstleistungen. Komplexe Produkte wie Immobilienfinanzierungen werden von Neobanken nicht angeboten.

Neobanken bieten eine hohe Transaktionsgeschwindigkeit. Außerdem ist der Hauptzugang zum Konto bei allen Neobanken eine App für das Smartphone. Die Fidor Bank war hier noch eine Ausnahme, weil seinerzeit die Smartphones noch nicht die Verbreitung hatten wie heute und Banking Apps noch weniger verbreitet waren.

Womit verdienen Neobanken ihr Geld?

Das klassische Zinsgeschäft, mit denen die meisten traditionellen Banken ihr Geld verdienen, spielt für die Neobanken kaum eine Rolle. Zwar bieten Banken wie die Fidor Bank oder N26 auch einen Dispokredit an, aber Zinseinnahmen spielen in der gegenwärtigen Phase der Niedrigzinsen kaum eine Rolle. Die meisten Neobanken bieten einen vollwertiges kostenloses Basispaket aus Konto und Karte, das bereits alle Grundbedürfnisse im Zahlungsverkehr abdeckt. Daneben gibt es bei fast allen Neobanken ein kostenpflichtiges Premiummodell, oft in Abstufungen.

Diese neuen Banken ermöglichen in der Tat endlich einen zeitgemäßen Umgang mit Geld. Während das Online-Banking traditioneller Banken oft eher wenig intuitiv in der Handhabung ist, machen die neuen Apps den Umgang mit Geld narrensicher. Überweisungen sind praktisch mit einem kurzen Antippen möglich. Statistiken zeigen, auf wo das Geld geblieben ist. Bei manchen Anbietern lassen sich automatische Sparkonten anlegen, in denen bei jedem Zahlungsvorgang etwas Geld beiseite gelegt wird.

Typische Leistungen, die in einem solchen Premium-Paket enthalten sind:

  • Kreditkarte aus Metall mit stylisherem Design.
  • Kreditkarte mit zusätzlichem Concierge-Service.
  • Zusätzliche Versicherungsleistungen.
  • Größeres Limit für kostenlose Barabhebungen
  • Bessere Wechselkurse und gebührenfreie Auslandszahlungen

Daneben verdienen die Neobanken Geld mit den Gebühren, die die Händler entrichten, wenn sie Geld per Kartenzahlung annehmen. Diese Transaktionsgebühren machen sogar einen Großteil der Einnahmen der meisten dieser Startups aus.

Vor und Nachteile von Neobanken

Vorteile

Zeitgemäßes Mobile Banking mit vielen Zusatzfunktionen
In der Basisversion meist gebührenfrei
Kontoeröffnung online in wenigen Minuten

Nachteile

Einzahlung von Bargeld nicht möglich oder nur bei bestimmten Einzelhändlern.
Kostenlose Barabhebungen limitiert
Kundenservice oft nur Online und nicht immer erreichbar

Welche Neobanken werden langfristig überleben?

Keine Frage, vor allem ältere Kunden werden sich so schnell noch nicht von der klassischen Filialbank trennen, auch wenn sie die Bankfiliale im Alltag kaum noch aufsuchen. Viele jüngere und technikaffine Deutsche haben den traditionellen Banken jedoch bereits den Rücken gekehrt. Dennoch werden nicht alle der Neobanken überleben, dafür gibt es im Moment einfach zu viele Angebote auf dem Markt.

Die wenigsten der neuen Banken erwirtschaften tatsächlich Gewinne. Bei den beiden Anbietern N26 und Revolut könnten in absehbarer Zeit schwarze Zahlen geschrieben werden. Bei den Mitbewerbern steht dies hingegen noch in den Sternen. Langfristig werden sich wohl zwei bis vier Neobanken auf Dauer am Markt halten können und den Kundenstamm unter sich aufteilen.

Einige Neobanken haben sich auf Geschäftskunden spezialisiert.

Daneben dürfte es einige weitere Angebote z.B. von Banken wie Holvi oder Kontist geben, die sich an Geschäftskunden richten und ausschließlich Geschäftskonten für Selbstständige, Freiberufler und kleinere Unternehmen anbieten.

Etablierte Banken tun sich schwer

Wenn es darum geht, zeitgemäße Bankdienstleistungen anzubieten, tun sich viele der etablierten Banken schwer. Die meisten Banken und Sparkassen bieten immer noch ein Banking im Look-and-Feel der Jahrtausendwende. Wirklich leistungsfähige und leicht bedienbare Apps fehlen bei den meisten Banken. Die Unternehmen sind oft sehr hierarchisch organisierte Gebilde, die es über Jahrzehnte nie nötig hatten, flexibel oder gar innovativ zu sein. Das rächt sich jetzt.

Die Neobanken haben gegenüber den alten Filialbanken und Sparkassen noch einen weiteren Vorteil: Sie können die Technik komplett neu aufsetzen. Bei den meisten etablierten Banken sind IT-Systeme im Einsatz, die in ihrem Kern noch aus den achtziger Jahren stammen und damit hoffnungslos veraltet sind. Diese Systeme noch an die neuen Anforderungen des 21. Jahrhunderts anzupassen wird zweifellos herausfordernd, kostspielig und geht wohl nur mit großen Investitionen. Die Neobanken werden also den etablierten Banken in Zukunft weiter zusetzen. Und egal wie es am Ende ausgeht: Die klassische Bankfiliale wird auf jedem Fall verschwinden. Selbst der Geldautomat ist bereits auf dem Rückzug.

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